Hannes Ocik ist der erfolgreichste Ruderer der Schweriner Rudergesellschaft. 2013 trat er zum ersten Mal im Deutschland-Achter an und gewann Gold bei den Europameisterschaften sowie Silber bei den Weltmeisterschaften. Bei den Olympischen Spielen in Tokio holte er im Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes die Silbermedaille. Hannes ist einer unserer Champions, die anlässlich des 150-jährigen Bestehens der SRG vom Rudern erzählen. Nach einer Pause kämpfte er sich 2024 zurück ins Boot und wollte mit dem Deutschland-Achter zu den Olympischen Spielen nach Paris fahren. Dann kam alles anders. Im Gespräch mit Henning Lipski erzählt Hannes vor allem von dem Ort, an dem alles begann.

Hannes, Deine Ruderkarriere startete bei der Schweriner Rudergesellschaft. Was bedeutet der Verein für Dich?

Heimat. Da komme ich her, hier habe ich Rudern gelernt. Meine Mutter ist auch sehr aktiv im Verein. Ich weiß, wo die Skulls hängen. Ich weiß, wo die Boote liegen. Das alte Bootshaus, das bis zur BUGA stand, war mir noch mehr vertraut. Damals habe ich dort jeden Tag trainiert. Wenn ich heute in Schwerin bin, versuche ich vorbeizufahren und mich wenigstens einmal auf den Steg zu stellen und den Blick zu genießen. Für mich ist der Verein wie mein zweites zu Hause.

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Nach meiner Leichtathletik- und Judo-Karriere war ich im Triathlon-Verein und habe dort mit meinen Eltern trainiert. Kjell Lübbert ist dort auch Mitglied. Kjell hat mich irgendwann beim Schwimmen angesprochen und meinte: Hannes, von Deiner Statur her könntest Du auch mal bei uns beim Rudern vorbeigucken. Das habe ich dann gemacht und bin dabeigeblieben.

Kannst Du Dich noch daran erinnern, als Du das erste Mal mit dem Boot auf dem Wasser gewesen bist? Wie war das?

Oh, das ist zwanzig Jahre her. Ich weiß noch, dass es ein Gigboot war. Ein Holzboot. Es hieß „Heidensee“. Ich fand das total cool. Ich bin jahrelang mit dem Fahrrad am Schweriner Schloss vorbeigefahren. Ich habe das Schloss und die Stadt nie vom Wasser aus gesehen. Dann aufs Wasser zu gehen war, wie eine Welt zu verlassen und die andere zu betreten. Das hat mich beeindruckt.

An welche besonderen Erlebnisse im Verein denkst Du gerne?

Besonders war für mich die erste Heimregatta auf dem Faulen See. Da bin ich im Einer und im Doppelzweier gestartet. Ein oder zwei Jahre zuvor war ich Starthelfer in Schwerin. Ich habe auf einem Ponton gelegen und die Boote festgehalten. Eine Heimregatta ist immer etwas Besonderes, weil man mit dem Fahrrad zum Wettkampf fahren kann. Nicht zu vergessen, der Neubau des Bootshauses. Das ist ein Vorzeigeobjekt, ein Prestigeobjekt mit Blick auf das Schweriner Schloss. Welcher Ruderverein der Welt hat gegenüber einem Schloss sein Vereinsgelände? Welcher Sportverein kann das sagen? Das ist einmalig. 

Wann hast du mit dem Leistungssport angefangen?

Relativ schnell. Ich habe 2004 meine erste Regatta gemacht. Das war die Regatta in Schwedt. Ich bin 2005 mit dem damaligen Trainer, Herrn Dreifke, zum Bundeswettbewerb gefahren. Das war der Grundstein. Dann bin ich 2006 aus Krankheitsgründen ausgefallen. 2007 ging es dann richtig los. Ich bin nach Rostock gewechselt, um mit dem Landeskader zusammen zu trainieren.

„Du musst ein gewisses Gefühl im Hintern haben, ob das Boot läuft oder nicht.“

Hannes Ocik

Du bist viele Jahre im Deutschland-Achter auf der Schlagposition gefahren und hast viele Erfahrungen in diesem Boot gesammelt. Was qualifiziert einen Ruderer für die Schlagposition?

Beim Achter braucht man einen Athleten, der sehr konstant seine Leistung bringt. Wichtig ist jemand, der vorne sitzt und jeden Tag das Gleiche abruft. Wenn dort jemand sitzt, der jeden Tag etwas anderes macht, kann sich die Crew dahinter auch nicht darauf einstellen. Der Schlagmann strahlt eine gewisse Gelassenheit und Ruhe aus. Wenn bei einem Rennen die Ampel auf Grün geht, muss sich die Mannschaft zu 100 Prozent auf ihn verlassen können. Rein rudertechnisch ist es eine Position, die sehr dynamisch veranlagt ist. Du musst auf Schlag nicht der Stärkste sein. Aber Du musst ein gewisses Gefühl im Hintern haben, ob das Boot läuft oder nicht.

Die Olympischen Spiele in Paris in diesem Jahr hattest Du fest im Blick. Dann fiel die Entscheidung, das Boot umzubesetzen und Deine Position wurde neu vergeben. Wie gehst Du persönlich mit sportlichen Niederlagen um?

Ich habe mit meiner Freundin und meiner Familie wertvolle Menschen um mich herum, die mich genau in solchen Momenten auffangen, mir Trost spenden und mir helfen, den Kopf nicht in den Sand zu strecken. Dazu habe ich viele Freunde im Rudersport, die vor allem in den Momenten der Niederlagen für mich da waren. Klar ist aber auch, das Leben geht immer weiter. Das ist auch so ein bisschen mein Motto: „Weiter, immer weiter“.

In den vergangenen Jahren hast Du unglaublich viel trainiert und sehr viel Zeit auf dem Wasser verbracht. Das hatte mit dem Leistungssport zu tun. Ohne Leidenschaft für den Rudersport geht das nicht. Wodurch zeichnet sie sich bei Dir aus?

Ich liebe das Element Wasser. In gewisser Weise bin ich durch meine Eltern frühzeitig damit aufgewachsen und somit ist es ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Die Begeisterung für die Sportart hat sich dann mehr und mehr über die Jahre entwickelt. Auch der Erfolg und die vielen knappen Rennen haben dazu beigetragen, dass ich nun seit 20 Jahren fast ununterbrochen jede Woche im Boot gesessen habe.

Viel gerudert wird auch bei der SRG im Jubiläumsjahr. 150 Jahre sind ein stolzes Alter. Was wünscht Du Deinem Verein für die Zukunft?

Ich wünsche dem Verein, dass er genauso lange weiterbesteht, wie er schon besteht und wir nicht aus den Augen verlieren, dass alles nicht selbstverständlich ist, sondern auf Ehrenamtsbasis beruht und jeder seinen Teil dazu beiträgt. Dazu zähle ich auch, dass es ein genauso harmonisches Zusammensein, Beisammensein und Verständnis für jeden und alles weiterhin gibt. Aus sportlicher Sicht wünsche ich den maximalen Erfolg auf allen Ebenen, ob das im Kinder- und Jugendbereich ist oder bei den Masters auf der Masters-WM. Wenn ein, zwei, drei Leistungssportler in den nächsten Jahren einen ähnlichen Weg einschlagen wie ich und internationale Medaillen gewinnen, würde ich mich sehr freuen.

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Hannes Ocik ist der erfolgreichste Ruderer der Schweriner Rudergesellschaft. 2013 trat er zum ersten Mal im Deutschland-Achter an und gewann Gold bei den Europameisterschaften sowie Silber bei den Weltmeisterschaften. Bei den Olympischen Spielen in Tokio holte er im Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes die Silbermedaille. Hannes ist einer unserer Champions, die anlässlich des 150-jährigen Bestehens der SRG vom Rudern erzählen. Nach einer Pause kämpfte er sich 2024 zurück ins Boot und wollte mit dem Deutschland-Achter zu den Olympischen Spielen nach Paris fahren. Dann kam alles anders. Im Gespräch mit Henning Lipski erzählt Hannes vor allem von dem Ort, an dem alles begann.

Hannes, Deine Ruderkarriere startete bei der Schweriner Rudergesellschaft. Was bedeutet der Verein für Dich?

Heimat. Da komme ich her, hier habe ich Rudern gelernt. Meine Mutter ist auch sehr aktiv im Verein. Ich weiß, wo die Skulls hängen. Ich weiß, wo die Boote liegen. Das alte Bootshaus, das bis zur BUGA stand, war mir noch mehr vertraut. Damals habe ich dort jeden Tag trainiert. Wenn ich heute in Schwerin bin, versuche ich vorbeizufahren und mich wenigstens einmal auf den Steg zu stellen und den Blick zu genießen. Für mich ist der Verein wie mein zweites zu Hause.

Wie bist Du zum Rudern gekommen?

Nach meiner Leichtathletik- und Judo-Karriere war ich im Triathlon-Verein und habe dort mit meinen Eltern trainiert. Kjell Lübbert ist dort auch Mitglied. Kjell hat mich irgendwann beim Schwimmen angesprochen und meinte: Hannes, von Deiner Statur her könntest Du auch mal bei uns beim Rudern vorbeigucken. Das habe ich dann gemacht und bin dabeigeblieben.

Kannst Du Dich noch daran erinnern, als Du das erste Mal mit dem Boot auf dem Wasser gewesen bist? Wie war das?

Oh, das ist zwanzig Jahre her. Ich weiß noch, dass es ein Gigboot war. Ein Holzboot. Es hieß „Heidensee“. Ich fand das total cool. Ich bin jahrelang mit dem Fahrrad am Schweriner Schloss vorbeigefahren. Ich habe das Schloss und die Stadt nie vom Wasser aus gesehen. Dann aufs Wasser zu gehen war, wie eine Welt zu verlassen und die andere zu betreten. Das hat mich beeindruckt.

An welche besonderen Erlebnisse im Verein denkst Du gerne?

Besonders war für mich die erste Heimregatta auf dem Faulen See. Da bin ich im Einer und im Doppelzweier gestartet. Ein oder zwei Jahre zuvor war ich Starthelfer in Schwerin. Ich habe auf einem Ponton gelegen und die Boote festgehalten. Eine Heimregatta ist immer etwas Besonderes, weil man mit dem Fahrrad zum Wettkampf fahren kann. Nicht zu vergessen, der Neubau des Bootshauses. Das ist ein Vorzeigeobjekt, ein Prestigeobjekt mit Blick auf das Schweriner Schloss. Welcher Ruderverein der Welt hat gegenüber einem Schloss sein Vereinsgelände? Welcher Sportverein kann das sagen? Das ist einmalig. 

Wann hast du mit dem Leistungssport angefangen?

Relativ schnell. Ich habe 2004 meine erste Regatta gemacht. Das war die Regatta in Schwedt. Ich bin 2005 mit dem damaligen Trainer, Herrn Dreifke, zum Bundeswettbewerb gefahren. Das war der Grundstein. Dann bin ich 2006 aus Krankheitsgründen ausgefallen. 2007 ging es dann richtig los. Ich bin nach Rostock gewechselt, um mit dem Landeskader zusammen zu trainieren.

„Du musst ein gewisses Gefühl im Hintern haben, ob das Boot läuft oder nicht.“

Hannes Ocik

Du bist viele Jahre im Deutschland-Achter auf der Schlagposition gefahren und hast viele Erfahrungen in diesem Boot gesammelt. Was qualifiziert einen Ruderer für die Schlagposition?

Beim Achter braucht man einen Athleten, der sehr konstant seine Leistung bringt. Wichtig ist jemand, der vorne sitzt und jeden Tag das Gleiche abruft. Wenn dort jemand sitzt, der jeden Tag etwas anderes macht, kann sich die Crew dahinter auch nicht darauf einstellen. Der Schlagmann strahlt eine gewisse Gelassenheit und Ruhe aus. Wenn bei einem Rennen die Ampel auf Grün geht, muss sich die Mannschaft zu 100 Prozent auf ihn verlassen können. Rein rudertechnisch ist es eine Position, die sehr dynamisch veranlagt ist. Du musst auf Schlag nicht der Stärkste sein. Aber Du musst ein gewisses Gefühl im Hintern haben, ob das Boot läuft oder nicht.

Die Olympischen Spiele in Paris in diesem Jahr hattest Du fest im Blick. Dann fiel die Entscheidung, das Boot umzubesetzen und Deine Position wurde neu vergeben. Wie gehst Du persönlich mit sportlichen Niederlagen um?

Ich habe mit meiner Freundin und meiner Familie wertvolle Menschen um mich herum, die mich genau in solchen Momenten auffangen, mir Trost spenden und mir helfen, den Kopf nicht in den Sand zu strecken. Dazu habe ich viele Freunde im Rudersport, die vor allem in den Momenten der Niederlagen für mich da waren. Klar ist aber auch, das Leben geht immer weiter. Das ist auch so ein bisschen mein Motto: „Weiter, immer weiter“.

In den vergangenen Jahren hast Du unglaublich viel trainiert und sehr viel Zeit auf dem Wasser verbracht. Das hatte mit dem Leistungssport zu tun. Ohne Leidenschaft für den Rudersport geht das nicht. Wodurch zeichnet sie sich bei Dir aus?

Ich liebe das Element Wasser. In gewisser Weise bin ich durch meine Eltern frühzeitig damit aufgewachsen und somit ist es ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Die Begeisterung für die Sportart hat sich dann mehr und mehr über die Jahre entwickelt. Auch der Erfolg und die vielen knappen Rennen haben dazu beigetragen, dass ich nun seit 20 Jahren fast ununterbrochen jede Woche im Boot gesessen habe.

Viel gerudert wird auch bei der SRG im Jubiläumsjahr. 150 Jahre sind ein stolzes Alter. Was wünscht Du Deinem Verein für die Zukunft?

Ich wünsche dem Verein, dass er genauso lange weiterbesteht, wie er schon besteht und wir nicht aus den Augen verlieren, dass alles nicht selbstverständlich ist, sondern auf Ehrenamtsbasis beruht und jeder seinen Teil dazu beiträgt. Dazu zähle ich auch, dass es ein genauso harmonisches Zusammensein, Beisammensein und Verständnis für jeden und alles weiterhin gibt. Aus sportlicher Sicht wünsche ich den maximalen Erfolg auf allen Ebenen, ob das im Kinder- und Jugendbereich ist oder bei den Masters auf der Masters-WM. Wenn ein, zwei, drei Leistungssportler in den nächsten Jahren einen ähnlichen Weg einschlagen wie ich und internationale Medaillen gewinnen, würde ich mich sehr freuen.

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