Die Geschichte der SRG
Die 1990er Jahre bis heute
Schweriner Rudergesellschaft bleibt einziger Ruderverein
Die Wende 1989/90 brachte viele Veränderungen mit sich. Zunächst wurde die SV Dynamo in Polizeisportverein e.V. umbenannt. Doch schon 1990 bekannte man sich wieder zu alten Traditionen im Rudersport in Schwerin und startete unter dem Namen „Schweriner Rudergesellschaft 1874/75 e.V.“ Zum Vereinsvorsitzenden wurde Dieter Piper gewählt. Auch 40 noch verbliebene frühere Mitglieder des RC Obotrit versuchten im September 1990 erneut eine Neugründung und ließen sich in das Vereinsregister eintragen. Der Kampf um die Rückführung des ehemaligen Bootshausgeländes auf der Marstallhalbinsel begann. Doch die Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt und man ließ 1999 die Vereinsregistrierung wieder löschen.
Die SRG wäre in diesem Zeitraum zu einer Fusion unter dem Namen „Schweriner Rudergesellschaft Obotrit“ bereit gewesen, jedoch wollten die Obotriten dieses Boot nicht gemeinsam besteigen. Trotzdem entwickelte sich auf der Führungsebene ein gewisses Vertrauensverhältnis. Anlässlich der 125-Jahrfeier der Schweriner Rudergesellschaft wurde mit der Übergabe der Vereinschroniken, eines Hugo-Berwald-Pokals von 1893, verschiedener Kostbarkeiten durch ehemalige Mitglieder des RC Obotrit und mit der gemeinsamen Enthüllung des Gedenksteins für gefallene Ruderkameraden auf dem Gelände der SRG ein Schlussstrich unter die Vereinsentwicklung des RC Obotrit gezogen.
Viele internationale und nationale Erfolge
1993 wurde die Schweriner Rudergesellschaft mit der „Sportplakette des Bundespräsidenten“ ausgezeichnet. Der Verein erhielt die hohe Auszeichnung für das mehr als 100-jährige Wirken für die Entwicklung und Förderung des Rudersports. Vorsitzender Dieter Piper, sein Stellvertreter Joachim Offen und Marco Praeger als Vertreter der Aktiven nahmen diese hohe Auszeichnung auf einem Festakt in Rostock aus der Hand von Bundespräsident Richard von Weizsäcker entgegen. Auf den Regattaplätzen Deutschlands gab es weiterhin viele Siege und gute Platzierungen. Bei DRV-Meisterschaften von 1991 bis 1998 holten Mädchen und Jungen der SRG 17 Gold-, vier Silber- und sechs Bronzemedaillen. Auch die Mastersruderinnen und -ruderer errangen zahlreiche internationale Erfolge: alleine 14 Goldmedaillen in Budapest, Adelaide (Australien) und München.
Zum 1. Oktober 2003 wurde der frühere Weltmeister und Olympiasieger Joachim Dreifke neuer Trainer in Schwerin. Seine Stelle wurde durch die SRG, den Landessportbund MV und das Bildungsministerium finanziert. Im Frühjahr 2004 veranstaltete der Verein die German Masters Open und die Internationalen Deutschen Hochschulmeisterschaften mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Standort sichern und Neubau des Bootshauses
Im August 2004 feierte die SRG ihren 130. Geburtstag mit einem Sommerfest. Zu den Gästen zählten der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin, Norbert Claussen. Der Vereinsvorstand und der Oberbürgermeister sprachen über die Sicherung des Grundstücks am Franzosenweg 21 und das äußere Erscheinungsbild der SRG. Bei diesen Gesprächen wurde auch die Idee für den Neubau zur BUGA 2009 geboren. Parallel liefen die ersten Gespräche mit der Stadt zum Erbbaurechtsvertrag. Nach intensiven Verhandlungen wurde ein Vertrag bis ins Jahr 2067 geschlossen.
Mit der Bundesgartenschau brach für die Schweriner Rudergesellschaft eine neue Ära an. Das alte Bootshaus am Franzosenweg wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das Gebäude wurde vor der BUGA fertiggestellt, während der BUGA als Gaststätte und für die Verwaltung genutzt und im Anschluss der SRG übergeben. Insgesamt 2,1 Millionen Euro sowie 100 Arbeitsstunden jedes Mitglieds zwischen 16 und 70 Jahren stecken in dem Gebäude. Dem Bau des Bootshauses ging ein Architektenwettbewerb voraus. Die Deutschen Bundesstiftung Umwelt hat das Vorhaben mit 300.000 Euro gefördert. Auf diese Weise war es möglich, das Haus mit modernster Technik im Passivhausstandard auszustatten, ohne dabei die Belange des Sports zurückzustellen. Neben großzügigen Sport- und Lagerflächen gibt es eine attraktive Gastronomie und Gästebetten für Trainings- und Wanderruderinnen und -ruderer. Für die Zukunft der Schweriner Rudergesellschaft war der Neubau einer der bedeutendsten und zukunftsweisenden Projekte, das der damalige Vorstand unter dem Vorsitz von Martin Meermann maßgeblich umgesetzt hat.
Sportliche Erfolge der Ruderjugend wirken wie ein Magnet
Die Nachwuchsförderung hat bei der Schweriner Rudergesellschaft seit jeher einen großen Stellenwert. Der Kinder- und Jugendbereich der Schweriner Rudergesellschaft ist seit 2020 kontinuierlich gewachsen. Die sportlichen Erfolge der Ruderjugend wirken offenbar wie ein Magnet. Seit 2019 ist René Flaschmann Landesstützpunkttrainer in Schwerin und begeistert immer mehr Kinder und Jugendliche für den Rudersport. Heute werden im Verein 70 bis 80 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 18 Jahren betreut. Für viele von ihnen ist Hannes Ocik, der erfolgreichste Ruderer der SRG, ein großes Vorbild. 2006 hatte er mit dem Rudern begonnen. Siebenmal wurde er Europameister und dreimal Weltmeister. 2013 trat er international zum ersten Mal im Deutschland-Achter an. Insgesamt acht Jahre lang war er Schlagmann im Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes und holte bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und in Tokio eine Silbermedaille. Im September 2024 beendete er seine erfolgreiche Ruderkarriere.
150 Jahre Schweriner Rudergesellschaft
Das 150-jährige Bestehen feierte die Schweriner Rudergesellschaft mit einer Festwoche. Alle Bereiche, die den Verein ausmachen, wurden dabei gewürdigt: von der Ruderausbildung für Kinder und Jugendliche, über den Leistungssport der Ruderjugend, den Breitensport und das Wanderrudern bis hin zum Mastersrudern. Zum Auftakt hieß es: „Alle Boote aufs Wasser“, die sich dann in der Schweriner Schlossbucht versammelten. Anschließend begaben sich die Ruderinnen und Ruderer auf die historische Umfahrt der Inseln Kaninchen- und Ziegelwerder. Mit dieser Umfahrt hat der Verein das „Mecklenburgische Dauerrudern“ wiederbelebt. Als Auszeichnung erhielten alle Sportlerinnen und Sportler eine Nachbildung der „Greifennadel“.
„Voraussetzungen für den Rudersport einfach bestens“
Beim offiziellen Festakt anlässlich des Jubiläums taufte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig den neuen Rennachter des Vereins, der dank vieler Spenden angeschafft werden konnte. Der Achter „devil´s bath“ ist nach einem kanadischen Gewässer benannt, auf dem es sich besonders gut rudern lassen soll. Seinen ersten Wettkampfeinsatz hatte das Riemenboot beim Deutschen Schüler-Achter-Cup, der parallel zum Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“ in Berlin ausgetragen wurde. Die Nachwuchs-Ruderer aus dem Verein, die für das Sportgymnasium Schwerin in der dafür neu gegründeten Schülerruderriege gestartet waren, erreichten den dritten Platz.
„Die Voraussetzungen, dem Rudersport in Schwerin zu frönen, sind im Jahr 2024 einfach bestens“, bilanziert SRG-Ruderer Volker Tremel in der Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum. Der Verein bietet einen modernen Bootspark, einen neuen Sportplatz, ein modernes Bootshaus mit innovativer und klimafreundlicher Infrastruktur und das alles in malerischer Kulisse vor dem Schweriner Schloss, das seit Juli 2024 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.